Mulan auf Disney+

Mulan auf Disney+

Anschauen oder nicht? Zugegeben, ich war eine Weile am Überlegen, den Film gegen eine Zusatzgebühr zu streamen oder auf den regulären Start zu warten. Die Berichte über Menschrechtsverletzungen an den Drehorten (ob wahr oder nicht) gaben bei mir jedoch letztendlich den Ausschlag, wenigstens zu warten, bis Mulan auf Disney+ ohne Zusatzkosten verfügbar sein wird. Dabei hat der Zeichentrickfilm einen festen Platz in den Reihen meiner liebsten neueren Disney-Zeichentrickfilme und ist eine der wenigen Ausnahmen, bei denen ich mich auf die Realverfilmung gefreut hatte. So haben wir uns den Film nun erst vor wenigen Tagen, dafür aber immerhin direkt am Veröffentlichungstag (4. Dezember 2020) angeschaut. Und ich bin begeistert. Der Film hat es geschafft, dass ich aufmerksam zugeschaut habe und drangeblieben bin, ohne ständig mein Smartphone zu checken. Das ist mir in der letzten Zeit eher selten geglückt.

Zur Story

Als älteste Tochter eines geachteten, jedoch körperlich versehrten Kriegers hat es (Hua) Mulan nicht leicht: Sie selbst ist mit allen Talenten ihres Vaters gesegnet, soll jedoch entsprechend der traditionellen Geschlechterrolle verheiratet werden und eine brave, demütige Ehefrau abgeben, um die Ehre der Familie aufrecht zu erhalten. Als der Kaiser von China eine Armee zusammenstellt, um gegen mongolische Krieger in den Kampf ziehen zu können, muss auch Mulans Vater in Ermangelung eines männlichen Nachkommens in den Krieg ziehen. Da absehbar ist, dass er den Krieg aufgrund seines Zustands nicht überleben würde, stiehlt Mulan sein Schwert und seine Rüstung und zieht an seiner statt in den Krieg – unter falscher männlicher Identität. Sie steigt zu einem der erfolgreichsten Krieger auf, wird von ihren Kameraden und Vorgesetzten geachtet und beschützt ihre Kameraden vor dem sicheren Tod. Als sie jedoch ihre wahre Identität verrät, wird sie unehrenhaft aus der Armee entlassen und entehrt ihre Familie.

Mulan jedoch gibt nicht auf und kämpft sich zurück. Letztendlich wird sie sogar zur Retterin des chinesischen Kaisers. Eine nicht unbedeutende Rolle spielt dabei auch die Hexe Xianniang, die ihr Leben opfert, um Mulan das Leben zu retten.

Einziger Kritikpunkt

Lediglich die Kampfszenen sind teilweise schlicht weg falsch: Die Mongolen waren seinerzeit nur schwer besiegbar, weil sie den Bogenschuss über den Rücken beherrschten, den sogenannten Parther-Schuss, und dadurch beweglicher waren als ihre Gegner. Warum die Krieger sich stattdessen wie von Zauberhand auf dem Sattel drehen und rückwärts reiten müssen, um ihre Pfeile abschießen zu können, hat vehementes Unverständnis bei meinem Mann ausgelöst, den solche Fehler als Historiker zurecht stören. Auch die Steinschleudern wurden in dieser Bauart nur in Europa genutzt und wären noch dazu niemals in einer Feldschlacht zum Einsatz gekommen. Von strategischen Fehlern der Heere ganz zu schweigen. Allerdings haben epische Schlachtszenen im Film selten etwas mit echten Schlachten zu tun. Als schlechtes Beispiel dient hier insbesondere die finale Schlacht um Winterfell in der letzten Staffel von Game of Thrones.

Fazit

Die Realverfilmung ist mehr als gelungen: Die Charaktere sind interessant gezeichnet, die Bildsprache ist mehr als ansprechend (und verstärkt meine Sehnsucht nach fremden Ländern. China steht noch auf meiner Reiseliste).

Auch die neu hinzugekommenen Rollen passen prima in den Plot, allen voran die Hexe Xianniang, die letztendlich eine Frau ist, der man nie die ihren Talenten entsprechende Rolle zugestanden hat. Dies kennen wir ja nicht zuletzt aus Europa, wo Frauen mit besonderen Kräften oder einfach nur eigenem, starken Willen über Jahrhunderte auf den Scheiterhaufen gelandet sind. Die Thematisierung der Probleme chinesischer Frauen, denen als einzige Rolle die der braven und unterwürfigen Frau zugedacht war und die selten in dieses enge Rollenkorsett passten, ist auch aufgrund dieser Figur gut gelungen.

Mulan ist kämpferisch, setzt sich durch und ist am Ende auch dank ihres Teams, sprich ihren Kameraden, unbesiegbar, obwohl sie aufgrund ihres Mutes, ihr wahres Ich zu offenbaren, zunächst verstoßen wurde.

Vielleicht ist Mulan nicht mehr als eine Legende, aber es braucht schließlich Held*innen, die anderen als Vorbild dienen können, ob es nun reale Vorbilder gibt oder nicht.

Exkurs: Disney und Diversity

Wie schon in der Realverfilmung von Aladdin hat sich Disney Mühe gegeben, in der Realverfilmung von Mulan die wichtigen Aspekte von Vielfalt (Diversity) zu berücksichtigen. So verbirgt sich auch in Mulan mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. So sollen starke Frauenrollen Mädchen und Frauen dazu ermutigen, an sich zu glauben und sich nicht mit der ihnen geschlechtsmäßig zugedachten Rolle abzufinden. Dies ist leider aktueller denn je und wird durch die anhaltende Corona-Pandemie noch verstärkt.

Außerdem sind (endlich) alle Darsteller*innen asiatischer Herkunft, sprich passen zum Film, was keine Selbstverständlichkeit ist und ursprünglich anders geplant war. So waren ursprünglich waren weiße Darsteller*innen vorgesehen, was zum Glück nicht ungesetzt wurde und zum Wechsel bei der Regie geführt hat. Hier sind wir schnell bei einer weiteren Besonderheit: Die neuseeländische Regisseurin Niki Caro ist erst die zweite Frau, die für Disney einen Film mit einem Budget von über 100 Millionen Dollar realisieren darf. Traurig genug, aber ein großer Schritt in Richtung echte Gleichberechtigung. Danke Disney!

Alles in allem zeigt Disney ein großes Spektrum seines Könnes.

Wir vergeben daher gerne fünf von fünf möglichen Friedrich-Mäusen! 🙂

Zwischen Pixie Dust und Desinfektionsmittel – ein Erlebnisbericht zur Wiedereröffnung von Disneyland Paris

Die Welt hat sich verändert…

…und alles steht still. Als sich Mitte März die Tore nach Disneyland Paris auf unbestimmte Zeit schlossen, fühlte ich mich von einem auf den anderen Tag meines persönlichen Happy Places beraubt: Ausgesperrt aus Disneyland Paris, der nächste Trip seitens Disney gecancelt, die Grenze dicht, fühlte ich mich hilflos und traurig zugleich. Wie würde es weitergehen?
Ich bin 1980 geboren und kenne mich mit Ländergrenzen aus – die EU machte es erst einige Jahre nach meiner Geburt möglich, dass man quasi ohne Halt über innereuropäische Grenzen fahren kann, wann immer man will und fast überall hin. Und ich genieße es jedes einzelne Mal, mir keine Gedanken über Einreisebestimmungen und Grenzkontrollen machen zu müssen.

Unser Nachbarland Frankreich ist für mich und meine Familie zu einer zweiten Heimat geworden. Wir verbringen fast unsere komplette freie Zeit dort: Entweder im Norden bei den Sch’tis oder im Süden in der Provence und der Carmargue, wo der Sommer einfach wundervoll nach Sommer duftet und das Meer nie weit ist.

Oder eben in Disneyland Paris. Als Disney 1992 den ersten Themenpark in erreichbarer Nähe baute, war es um mich geschehen. Wir fuhren seitdem regelmäßig und mehrfach im Jahr dorthin, manchmal sogar nur für einen Tag, wenn die Sehnsucht allzu groß wurde. Nach Disneyland ist für mich vor Disneyland. Ich fühle mich besser wenn ich schon beim Abschied weiß, wann ich wieder durch das Tor gehen kann und ich mich nur für eine absehbare Zeit verabschieden muss. Dies war nun anders.

Eine neue Zeitrechnung – das Leben VOR und NACH Corona

In diesem März, in dem sich die ganze Welt veränderte, wurde mir bewusst, wie sich die Ostdeutschen vor der Wende gefühlt haben mussten: Die nicht einfach reisen konnten, wohin und wann immer sie wollten, die ein- oder ausgesperrt waren, je nachdem aus welcher Richtung man es betrachtete.

Als die Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich geschlossen wurden und unser für April gebuchter Besuch aufgrund des Lockdowns und eines Systemfehlers bei Disney komplett storniert wurde, war ich wirklich entsetzt. Und zutiefst traurig. Diesen Trip hatte ich aus beruflichen und später aus gesundheitlichen Gründen bereits zweimal verschieben müssen und mich bislang strikt geweigert, ihn zu stornieren. Und nun war genau das passiert.
Für meine nicht disney-affinen Freund*innen und Kolleg*innen mag es vielleicht „nur“ ein Freizeitpark sein, aber für mich bedeutet Disneyland Paris so unendlich viel mehr. Dort ist mein Happy Place, an dem ich zur Ruhe komme, mein Refugium, meine Zuflucht. Da Du den Weg hierher gefunden hast gehörst Du aber vermutlich zu denen, die mich bestens verstehen können.

Fahren oder nicht fahren?

Seit der ersten Enttäuschung waren mittlerweile ein paar Monate vergangen und die Berichte über Corona rissen nicht ab. Im Vergleich dazu war meine Enttäuschung Jammern auf hohem Niveau. Je düsterer die Prognosen wurden desto geringer schätzte ich die Chance ein, dass sich vor nächstem Jahr etwas an der Situation ändern würde.

Als die Gerüchte jedoch lauter wurden und Disney im Juni die Wiedereröffnung von Disneyland Paris bekannt gab, schlugen zwei Herzen ach in meiner Brust. Würde ich wirklich hinfahren wollen, trotz Corona? Meiner Sehnsucht nachgeben? Oder lieber sicher daheimbleiben?

Nach Monaten im Homeoffice, in denen ich mich mit Verbindungsproblemen und eingeschränkten Arbeitsmitteln herumschlagen musste und mich durch stundenlange online-Meetings gequält hatte, nur um mich und andere nicht zu gefährden, grenzte es da nicht an Wahnsinn und Leichtsinn, wieder an einen solch belebten Ort wie Disneyland Paris zurückzukehren? Meine Zeit mit Massen an Menschen aus ganz Europa zu verbringen, die in ihren Ländern deutlich höhere Infektionszahlen hatten als wir im vermeintlich sicheren Deutschland?  

Disneyland wir kommen

Micky und Minnie am Balkon der Disneyland Railroad

Letztendlich siegte bei mir die Sehnsucht über den Verstand. Zu sicher war ich mir, dass Disney alles Menschenmögliche tun würde, um Besucher und Cast Member gleichermaßen vor einer Ansteckung zu schützen. Als die virtuelle Schlange geöffnet wurde, zögerte ich nicht mehr und buchte Zugangstickets für den Eröffnungstag.

Wenige Tage später ging es los. Ausgerüstet mit Mundschutz und Desinfektionsmittel, fuhren wir mit Vorabendanreise nach Frankreich, um ausgeschlafen in den Tag zu starten und unter den ersten Besucher*innen zu sein. Die Soft-Openings für Jahreskartenbesitzer*innen haben wir bewusst ignoriert – ich wollte am Eröffnungstag dort sein.  

So standen wir am 15. Juli schon um 7.30 Uhr an der Einfahrt zum Parkplatz bereit und waren bei weitem nicht die ersten. Leider wurden die Tore zum Parkplatz erst kurz vor 10 Uhr zur offiziellen Parkeröffnung geöffnet, vermutlich, um die per Zug und Bus anreisenden Gäste von den mit PKW angereisten Besucher zu trennen und Überfüllung im Eingangsbereich zu vermeiden. Trotz Hupkonzert waren die Cast Member unerbittlich und ließen uns warten.

Der Ärger über die späte Öffnung der Tore war jedoch schnell verschwunden. Spätestens in dem Moment, als wir vor dem wunderschönen (leider aktuell noch geschlossenen) Disneyland Hotel standen und unser Glück kaum fassen konnten, wieder hier zu sein. Als ob in den letzten Monaten nichts geschehen war, wartete es dort und strahlte mit uns um die Wette. Genauso wie das Schloss, das wir nach einem kurzen und reibungslosen Check unserer Zugangsberechtigungen endlich wieder bestaunen konnten. Endlich waren wir wieder hier!

Pixie Dust und Desinfektionsmittel

Im Park selbst war der Unterschied zu früher jedoch spürbar. Management und Cast Member erwarteten uns ausnahmslos in Masken, um die (maximal 25.000) Besucher am Eröffnungstag willkommen zu heißen. Doch nicht nur das Personal stand bereit, auch die allgegenwärtigen Desinfektionsspender. Ob es da noch möglich sein würde, Pixie Dust statt Desinfektionsmittel zu versprühen? Und ob es der Pixie Dust durch die Mund-Nase-Schutz-Masken schaffen würde? Weniges wurde im Vorfeld so kontrovers diskutiert wie die angekündigte Maskenpflicht. Wir waren gespannt.

Hygienemaßnahmen

Wie kaum anders zu erwarten, erwartete uns ein perfektes Hygienekonzept, an dem in den letzten Wochen und Monaten offensichtlich ausgiebig gefeilt worden war:

  • im kompletten Park sowie in Disney Village gilt strenge Maskenpflicht für alle Gäste ab 11 Jahren – und wird auch durchgesetzt. Nur am Tisch darf die Maske abgenommen werden und verschafft so eine kurze Gelegenheit zum Durchschnaufen
  • die meet&greets wurden zum Schutz von Cast Membern und Gästen durch eine Vielzahl an Selfie Spots mit Charakteren ersetzt
  • in den Wartebereichen wurden am Boden Abstandsmarkierungen angebracht; die Drängelgitter in den Attraktionen und im Eingangsbereich sind nun mit Plexiglaswänden verkleidet, so dass man anderen Gästen beim Anstehen ohne Infektionsrisiko nahekommen kann
  • an den Ein- und Ausgängen der Attraktionen sowie in den Eingangsbereichen der Restaurants stehen Desinfektionsmittel-Spender bereit, auf deren Benutzung die Cast Membern zusätzlich aufmerksam machen
  • in Buffetrestaurants gibt es nun keine Selbstbedienung mehr, sondern Tischservice (table service). Essen kann man immer noch soviel man möchte, jedoch sind die Speisekarten eingeschränkt. Satt wird man trotzdem. Und es gibt in jedem Restaurant eine vegetarische Option, manchmal sogar ein veganes Gericht, was Vegetarier- Veganer*innen freuen dürfte. Hier gibt es eine deutliche Verbesserung zu früher
  • sofern möglich, wurden in den Schnellrestaurants zusätzliche Tische im Außenbereich aufgebaut
  • Merchandise soll nach Möglichkeit nicht angefasst werden und kann bei Kaufwunsch durch einen Artikel aus dem Lager ersetzt werden
  • besonders gründliche Cast Member desinfizieren sogar den Stift, bevor Kartenbelege unterschrieben werden. Disneyland hat aufgerüstet

Unser Fazit

Die Freude, dass Disneyland wieder öffnen konnte, war trotz der allgegenwärtigen Hygienemaßnahmen kaum getrübt. An und für sich empfanden wir es sogar als hilfreich, dass die von einem kleinen Virus ausgehende Gefahr durch die Maskenpflicht und die allgegenwärtigen Desinfektionsspender wieder und wieder in Erinnerung gerufen wurde und man so das eigene Verhalten disziplinieren konnte.

Die neuen Abstandsregeln sind ebenfalls praktisch. Kein Drängeln mehr, keine Besucher, die einem in Warteschlangen zu nahe kommen. Das war auch ohne Corona immer nervig. Und die Wartezeiten wurden durch die geringen Besucherzahlen deutlich reduziert. Wer kann schon von sich behaupten, mitten in den Sommerferien nur maximal 20 Minuten für Big Thunder Mountain angestanden zu haben?

Was uns besonders gut gefallen hat sind die sogenannten Magic Shots, bei denen beispielsweise Peter Pan und Tinkerbell nachträglich ins Foto eingebaut werden. Hierauf warteten Fans in Europa schon ewig, denn in den amerikanischen Themenparks gab es die Magic Shots schon eine ganze Weile.

Außerdem gibt es eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Charakteren, die für Selfies zur Verfügung stehen. In Walt Disney Studios Park kann man hierfür Zeitslots über die Lineberty App buchen und hat so die Chance, u.a. die Bewohner*innen von Arendelle oder andere Disney- und Pixarfiguren zu treffen und ein Selfie mit ihnen zu machen – natürlich mit ausreichend Abstand. In Disneyland Park sind die Charaktere nach wie vor an ihren Meetingpoints zu treffen. Oftmals ergeben sich die Begegnungen aber auch zufällig, was uns fast noch mehr Spaß gemacht hat.

Und als echtes Highlight fährt die Disneyland Railroad wieder. Bis auf den Bahnhof im Frontierland sind alle Bahnhöfe geöffnet. Und auch dort wird mit Hochdruck gearbeitet, um bald wieder Gäste zu begrüßen.

Wir hatten in den drei Tagen, die wir vor Ort waren, jede Menge Spaß und waren froh, die Alltagssorgen für eine Weile vergessen zu können. Den Pixie Dust konnten wir trotz Maske in ausreichender Menge einatmen.

Bleibt nur zu hoffen, dass Disneyland und vor allem die Bescher auch weiterhin gut mit dem Thema Hygiene umgehen. Vermutlich wird es auf Dauer schwierig, den Park unter den aktuellen Bedingungen wirtschaftlich zu betreiben. Daher können wir alle gespannt sein, wie es in den kommenden Monaten weitergehen wird. Und hoffen, dass wir alle gesund bleiben und uns die Freude an Disneyland Paris nicht nehmen lassen – trotz Maske. Und wie hat J.M. Barrie seiner Figur Peter Pan so schön in den Mund gelegt? All you need is faith, trust and a little pixie dust – und alles ist möglich.

Magic Shot mit Peter Pan

Schnauze, Lutscher – ein Abgesang auf Torsten Frings

Seit heute ist die Ära „Torsten Frings“ in Darmstadt am Bölle vorbei, bevor sie richtig anfangen konnte.

Der SV Darmstadt 98 hat den einstigen Hoffnungsträger von der Weser mit sofortiger Wirkung freigestellt. Nach elf sieglosen Spielen in Folge ist dies auch kein Wunder.
Frings, der die deutsche Nationalmannschaft mit seiner rüden, aber erfolgreichen Spielweise als Spieler voran getrieben hat, konnte sich in seiner neuen Rolle als Bundesliga-Trainer nicht beweisen. Er wollte viel, hat viel investiert, aber zuletzt hat es nicht gereicht. Woran lag es? Sicher findet jeder genügend Gründe.
Leider wurden Rufe nach einem Trainerwechsel bereits laut, als die ersten Niederlagen auf der Spielbilanz standen. Dass die Rufe damals zu früh kamen und eher den gegenteiligen Effekt hatten, ist mit der anschließenden Talfahrt in den Tabellenkeller nicht mehr zu beweisen. Doch nun ist das Kind in den Brunnen gefallen: Die Lilien stehen auf einem Relegationsplatz.
Der Schuldige war in Form des Trainers schnell ausgemacht, Konsequenzen wurden, zugegebenermaßen vollkommen zu Recht, schlussendlich auch gezogen.
Bei aller Kritik an Torsten Frings wird aber vergessen, dass es in der Saison 2016/2017, als der Abstieg von der 1. Bundesliga in die 2. Liga so gut wie besiegelt war, kaum jemanden gab, der sich um den Job als Trainer der Lilien gerissen hat.
Frings hat die ihm angebotene Chance genutzt und, wie früher als Spieler, volles Risiko gespielt. Er konnte mit den Lilien Geschichte schreiben oder mit ihnen unterzugehen. Beides war er bereit mitzugehen.
Es war für beide Seiten ein riskantes Experiment, das auch hätte glücken können.
Was nun auf der Bilanz von Torsten Frings steht ist ein Rausschmiss bei seinem ersten Verein als Profitrainer. Ein Makel, der ihm noch eine Weile anhaften wird.
Was auf der Bilanz der Lilien steht ist eine überaus schlechte Ausgangslage. Es bleibt jedoch noch eine Rückrunde Zeit, damit sich die Mannschaft berappelt und den Klassenerhalt schafft.
Und um zu beweisen, dass die Mannschaft unter einem neuen Trainer, wer auch immer es auch sein mag, besser spielt als unter Torsten Frings. Nicht, dass es am Ende doch auch an der Mannschaft gelegen hat.

Koffer packen auf Lincoln…

…heißt es womöglich für die ersten Siedler der Darmstädter Lincoln-Siedlung, wenn 2026 tatsächlich die Abrissbirne anrollt. Zumindest konnten dies die Bewohner einem kleinen Nebensatz des Echo-Artikels vom 26.10.2017 entnehmen. Hierin heißt es, dass die bunten, aufwändig renovierten und modernisierten Häuser entlang der Heidelberger Straße dem Erdboden gleich gemacht werden sollen. Stadtpolitik, die ihre Bürger ernst nimmt und mitnimmt, sieht in meinen Augen auf jeden Fall anders aus.

Doch mal davon abgesehen, wie stümperhaft in diesem Fall Informationspolitik betrieben wurde, würde ein bedeutendes Stück Darmstädter Nachkriegsgeschichte endgültig sein Gesicht verlieren. Die Lincoln-Siedlung  wird dann wohl auch in eines der durchgestylten Wohngebiete umgewandelt, die überall wie Pilze aus dem Boden sprießen und Darmstadt schleichend in eine Stadt ohne echte Ecken und Kanten verwandeln. Hauptsache passiv, egal wie austauschbar das Ganze dann nachher aussieht.

Was 2015 als Prestigeobjekt der Darmstädter Stadtwirtschaft angepriesen wurde, ist mittlerweile jedoch sowieso schon zu einer großen, gesichtslosen Baustelle mutiert.

Die amerikanischen Familien, die einst der Lincoln-Siedlung Namen und Charakter und den kriegsgeschädigten Darmstädtern Hoffnung auf dauerhaften Frieden gaben, würden ihre Siedlung mittlerweile kaum noch wiedererkennen: Das Bestandsgehölz wurde gefällt und respektlos noch an Ort und Stelle geschreddert; Schule, Sporteinrichtungen und andere soziale Punkte des Viertels wurden größtenteils bereits abgerissen. Neue Besen kehren scheinbar besser. Zum Glück wurde Asbest gefunden, denn am Ende hätte man das ein oder andere Gebäude noch verwenden müssen,  obwohl sich mit neuem Wohnraum doch viel mehr Geld verdienen lässt. Wer braucht da schon einen Kindergarten, damit die vielen Kinder der Siedlung wohnortnah betreut werden können?

Aber Hauptsache die Siedlung wird schnellstmöglich autofrei, denn die gefällten Bäume müssen ja kompensiert werden. Dass die Bäume auch als Schallschlucker fungierten und den Lärm von Autobahn und Heidelberger Straße zumindest etwas erträglicher gemacht hatten, interessiert hierbei niemanden. Ganz zu schweigen von der verschwundenen Artenvielfalt, die bei der sinnlosen Aktion einfach mitgeschreddert wurde.

Die Bewohner auf Lincoln sitzen nun inmitten einer lärmenden Insel,  sollen aber selbst gefälligst auf ein eigenes Auto verzichten. Grüne Politik at it’s best.

Warum wir trotzdem hier wohnen wurden wir in den letzten Monaten oft gefragt. Mir fällt da einiges ein:

  • weil Wohnraum in Darmstadt nun einmal knapp ist, nicht nur für Studenten
  • weil sich unter den ersten Siedlern eine Gemeinschaft entwickelt hat, die spontan gemeinsame Grillabende veranstaltet und ein Miteinander pflegt, wie es in einer gesichtslosen Welt immer seltener wird
  • weil wir lieber in der Stadt wohnen als im Umland, wo wir zwingend ein zweites Auto bräuchten
  • weil wir die Idee toll fanden, in einer “amerikanischen” Wohnung zu leben

Viel davon wird nun 2026 nicht übrig bleiben.

Familien müssen ihre Kinder wohl spätestens 2026 entwurzeln und in eine neue Umgebung stecken.

Ältere Ehepaare, die einen Umzug in die Lincoln-Siedlung bewusst geplant hatten, um im voranschreitenden Alter nicht noch einmal umziehen zu müssen, sehen sich nun mit der Aussicht konfrontiert, doch kein dauerhaftes Zuhause gefunden zu haben.

Und wir? Wir kaufen dann wohl doch keine Farbe mehr, um das Arbeitszimmer neu zu streichen. Geld für etwas auszugeben, dessen Ende absehbar ist, ist gefühlt einfach sinnlos. Und in einem nach einem grünen OB (um-) benannten Village möchte ich vielleicht auch einfach gar nicht mehr wohnen.

R.I.P Lincoln-Siedlung

P.S.: Die Kaution nehmen wir dann gerne zeitnah zurück. Wird ja wohl sowieso abgerissen.

Panini-Sammelalben – eine Leidenschaft

Mit Beginn meiner Schulzeit erwachte meine Leidenschaft für Panini-Sammelalben. So vielfältig die Möglichkeiten, so nervenaufreibend die ganze Sache, bis das Album endlich voll war. Wir haben getauscht, um Bilder gefeilscht und letztendlich ist man über das Tauschgeschäft auch in Kontakt mit anderen Schülern gekommen.

Noch heute kann ich nicht an einem Disney-Sammelalbum von Rewe vorbeigehen und halte meine Familie damit auf Trab, das Album vollzubekommen. Und tausche auch gerne mit Anderen ;-)

Insofern verstehe ich es vollkommen, wenn große und kleine Fußballfans auf das Sammelalbum zur EM abfahren und sammeln und tauschen, was das Zeug hält.

Aber Deutschland wäre ja nicht Deutschland, wenn nicht alles reglementiert werden würde. So bin ich heute über einen Artikel im Stern http://Panini-Wahn auf dem Schulhof – Schulen verbieten das Tauschen von Fußballbildern http://www.stern.de/familie/kinder/panini-bilder—schulen-verbieten-tausch-6886876.html gestolpert, in dem berichtet wird, dass das Tauschen an einer Schule verboten wurde weil es ausuferte. Stein des Anstoßes war ein Mädchen, dass 50 Euro für drei Sammelbilder bot. Das ist wirklich maßlos und verrückt, aber hier sind meines Erachtens die Eltern gefragt, so etwas gar nicht erst möglich werden zu lassen und nicht die Schule als regulatorisches Element. Tatsächlich hätte bei uns auf dem Schulhof niemand solche Mengen an Geld zur Verfügung gehabt. Wir hatten einfach Spaß am Tauschen und so etwas fördert wirklich das soziale Miteinander. Man lernt fürs Leben.
Und spart obendrein Geld.

Wissenschaftler haben ausgerechnet, welche Summen fällig werden, wenn man ein Album vollkommen Allein vervollständigen möchte. Ich bin fast umgefallen. Für 600 Euro würde mit wirklich etwas Besseres einfallen. Da sind 50 Euro für drei Bilder doch noch im Rahmen :-)) http://Fakten, Kosten, Strategie – Was kostet es wirklich, ein Panini-Album vollzukriegen? http://www.stern.de/wirtschaft/news/panini-fussball-em-sticker-tauschen-kosten-6886104.html

Aber ich sag’s mal so: Das Geld, das meine Eltern in meine Sammelalben investiert haben, war jedenfalls gut investiert. Wenn sich durch Stöbern auf dem Dachboden die Gelegenheit bietet und ich meine Sammelalben in die Hände bekomme blättere ich sie glückselig durch und empfinde noch einmal dieses schöne Gefühl nach, wenn ich ein lang ersehntes Bild endlich in den Händen hielt und ein Album vervollständigt werden konnte.

Sabbatical – ein Experiment

Schon viele Jahre treibt mich der Wunsch nach einer beruflichen Auszeit, einem so genannten Sabbatical, um – hiermit scheine ich überraschenderweise nicht allein zu sein, denn immerhin vierzig Prozent der Arbeitnehmern verspüren den gleichen Wunsch, zumindestens laut ZDF

http://www.heute.de/37-grad-sabbatical-raus-aus-der-tretmuehle-job-43063856.html

Verstehen kann ich dies nur sehr gut. Zu oft gehen Wünsche über die Jahre verloren, erinnert man sich oftmals wehmütig an verpasste Chancen und Möglichkeiten, der Alltag wird zur Routine. Schöne Dinge und Erlebnisse gehen in der Hektik des Alltags unter und können nicht angemessen gewürdigt werden.

So vielfältig die Möglichkeiten, so vielfältig die Gründe für ein Sabbatical. Bei mir war es hauptsächlich der Wunsch nach ausreichend Zeit für Reisen und Herzensprojekte:

  • Für Erlebnisse, die nicht zwischen zwei Projekte gequetscht werden müssen, sondern für die ausreichend Zeit zur Vorfreude und zur Nachlese zur Verfügung stehen;
  • Für Herzensprojekte, die sonst unter Zeitdruck und nach Feierabend nur schwer realsierbar sind; so habe ich seit einiger Zeit Ideen für Buchprojekte, die nun endlich zu Papier gebracht werden wollen.

Trotzdem fanden sich immer wieder Gründe, die gegen eine berufliche Auszeit sprachen. Nicht zuletzt steigen Kontostand und Karrieremöglichkeiten während eines Sabbaticals nicht zwangsläufig in gleichem Verhältnis an wie das Konto der (hoffentlich schönen) Erlebnisse. Letztendlich habe ich aber alle Zweifel niedergekämpft, an meinem vor über einem Jahr gefassten Entschluss festgehalten und meinen Arbeitgeber um eine berufliche Auszeit gebeten.

Glücklicherweise wurde meinem Wunsch ohne Komplikationen entsprochen und so bin ich heute entspannt in mein zweimonatiges Sabbatical gestartet.

Meinen Firmenausweis habe ich tief in einer Schublade vergraben, denn ich möchte in den kommenden zwei Monaten beruflichen Abstand gewinnen. Nur so kann eine Auszeit wirklich erfolgreich sein. Außerdem habe ich vieles im Vorfeld geplant und mir einen Zeitrahmen gesetzt, was ich bis wann erledigt haben möchte. Ohne einen Plan hätte ich Angst, dass ich nach zwei Monaten eine Bilanz ziehen und mich (wieder) über verpasste Chancen ärgern würde. Glücklicherweise lassen sich die geplanten Reisen und Buchprojekte gut kombinieren und bedingen sich sogar gegenseitig, so dass ich voller Vorfreude auf mein Sabbatical blicke.

Trotz aller Planungen habe ich mir heute aber einen mehr als wohlverdienten Tag “Auszeit” gegönnt und mich zu meiner Auszeit beglückwünscht:  Bei sommerlichen Temperaturen konnte ich

  1. mit dem weltbesten Ehemann tiefenentspannt ein tolles Frühstück genießen
  2. Butlers leershoppen
  3. und nach einem fantastischen, vollkommen ungeplanten Mittag bei meinen Eltern auch noch tolle Blumen shoppen, die mir die nächsten zwei Monate noch zusätzlich versüßen werden – danke an dieser Stelle an meine Mama (Blumenspenderin) und Butlers (die tolle Pflanztöpfe zum halben Preis verkauft haben)

Meine Auszeit ist auch ein persönliches Experiment und sicher noch ausbaufähig. Ich bin heute schon gespannt, welche Bilanz ich nach zwei Monaten ziehen werde. Und ob meine Sehnsucht nach einer Auszeit gestillt werden konnte.

Drei kleine Schweinchen…

Drei kleine Schweinchen…

… nachdem auch der letzte unserer drei Degus im vergangenen Jahr seinen letzten Gang angetreten hat, wurde es bei uns doch etwas einsam. Zwar wohnt auch ein älteres Nymphensittichweibchen bei uns, das allerdings eher durch Lärm als durch Kuschelbedürfnis auffällt. Uns fehlte definitiv lebendes Fell in der Wohnung :-) So überlegten wir eine ganze Weile hin und her, bis die Wahl schließlich auf Meerschweinchen fiel.

Ein Versuch, Tierheim-Meerschweinchen zu adoptieren, wurde leider von der vollkommen unwilligen und unfähigen Mitarbeiterin im Tierheim Darmstadt durchkreuzt, die eine Unterkunft von einem Quadratmeter je Meerschweinchen und mindestens acht Stunden Freilauf pro Tag mit entsprechenden Nachweis forderte. Nun lasse ich mich generell nicht bevormuden und schon gar nicht von der Mitarbeiterin eines Tierheims, die eine kranke Taube, Meerschweinchen und Hasen zusammen in einem Raum hält, was ja nun auch alles andere als artgerecht ist. Und noch dazu in viel kleineren Käfigen und ohne Freilauf.

So zogen wir unverrichteter Dinge ab und gingen leider den kommerziellen Weg, um uns Meerschweinchen zuzulegen. So zogen vor ein paar Wochen drei kleine (Meer-)Schweinchen-Mädchen bei uns ein, die uns seither wirklich quiekend viel Freunde bereiten. We proudly present Piggy, Berta und Flo, die nach Belieben ihren Käfig verlassen und wieder hineinklettern können.

Frauen=Freiwild?

Kein anderes Thema scheint Medien, Kollegen und Facebook-Freunde heute so zu beschäftigen wie die zahlreichen Übergriffe auf Frauen in Köln (und Hamburg) in der Sylvesternacht. Und mich beschäftigt es auch. Nicht, weil das Thema wirklich neu ist, sondern weil es nun in einem solchen Ausmaß über Deutschland hereingebrochen ist, das mir wirklich Angst macht. Es kam zu Übergriffen, die zielgerichtet, im Rudel und zunächst vollkommen unbeobachtet stattfinden konnten.

Schnell wurden auf der einen Seite Verdächtigungen gegen Asylsuchende laut, die von Rufen nach ungerechtfertigter Pauschalisierung auf der anderen Seite niedergewälzt werden sollten. Was bleibt sind Pöbeleien rechter Gruppierungen, die das wirkliche Problem, nämlich die Übergriffe in der Sylvesternacht, wieder zu einem rechten Politikum verkommen lassen, über das nicht offen gesprochen werden kann. Obwohl dringend darüber gesprochen werden muss.

Denn nun wurde ein Problem offensichtlich, das bei allen Integrationsbemühungen der letzten Jahrzehnte sowie der Flüchtlingspolitik in den vergangenen Monaten immer nur am Rande betrachtet oder, noch schlimmer, unter den Tisch gekehrt wurde: Mangelnder Respekt und Respektlosigkeit gegenüber Mädchen und Frauen. Beispiele hierfür gibt es Viele:

Sexuelle Übergriffen auf Frauen und Mädchen in Flüchtlingsunterkünften, die nicht verfolgt werden können, weil die Täter in der Masse untergehen und angeblich niemand etwas mitbekommen haben will; öffentliche Pöbeleien auf Festen, in S-Bahnen und wo auch immer, die als Lappalie abgetan werden und in die sich niemand Außenstehendes einmischt; muslimische Mädchen, die in Deutschland von ihrer Familie umgebracht werden, weil sie in deren Augen moralisch verwerflich gehandelt haben; Berichte aus Frauenhäusern, die männliche muslimische Kinder nur bis zu einem Alter von maximal 12 Jahren zusammen mit ihren Müttern aufnehmen, weil sich Betreuerinnen gegenüber Jungen in diesem Alter keinen Respekt mehr verschaffen können? Mir würden hier noch viele weitere Beispiele einfallen.

Respekt gegenüber Frauen ist ein kulturelles Thema, das in anderen Kulturen oft in krassem Widerspruch zu unserem westlichen Verständnis von Respekt steht. Nun prallen direkt in Deutschland Kulturen aufeinander, die nicht annähernd die gleichen Werte vertreten und offensichtlich nicht kompatibel sind. Ja, auch bei deutschen Männern lassen sich Respektlosigkeit und mangelnder Respekt gegenüber Frauen beobachten, aber nicht in diesem Ausmaß. An Sylvester gingen testosterongeschwängerte Männer in Rudeln auf Mädchen und Frauen los, die ein Selbstverständnis von Gleichheit und Gleichstellung schon mit ihrer Muttermilch aufgesaugt haben und sich bislang nahezu frei und ungezwungen in der Öffentlichkeit bewegen konnten. Konnten, denn am Wochenende wurde eine Grenze überschritten. Eine neue Stufe von Gewalt gegen Frauen wurde erreicht: Frauen wurden zu Freiwild.

Ein Problem wurde öffentlich, das bislang großteils erfolgreich unter den Teppich gekehrt wurde: Die Freiheit von Mädchen und Frauen wird regelmäßig mit Füßen getreten und durch Ignoranz, Blindheit und aufgezwungene Toleranz zunichte gemacht.

Politiker und Polizei stehen nun einem Problem gegenüber, das sich sicher nicht von Heute auf Morgen aus der Welt schaffen lässt und, wie es zu befürchten steht, noch schlimmer wird.

Vielleicht wäre es ein erster Schritt das Augenmerk in Flüchtlingsunterkünften nicht nur auf Verkehrserziehung und Maßnahmen zur korrekten Mülltrennung zu richten, sondern andere, wirklich wichtige Thema in den Fokus rücken: Respekt gegenüber Mädchen und Frauen. Und genauer hinschauen wer Menschenrechte mit Füßen tritt anstatt sich zu integrieren. Um dann auch Konsequenzen zu ziehen. Schließlich sind Frauen und Männer gleich.

Ein Traum in Pink

Ein Traum in Pink

Alles fing damit an, dass mir vor ein paar Jahren mein geliebtes, hart erarbeitetes, erstes selbst bezahltes Fahrrad aus dem Gemeinschaftskeller geklaut wurde. Abgeschlossen. Aus einem nur für die Mieter zugänglichen Keller. Und trotzdem bekam mein Fahrrad “Füße” (oder heißt es in diesem Fall “Räder”?!?). Nun gut, ein Fahrraddiebstahl muss scheinbar jedem Darmstädter Bürger mindestens einmal im Leben passieren, so quasi als Aufnahmeritual. Was früher die Taufe mit Woogs-Wasser war, ist heute scheinbar der Fahraddiebstahl.

Mit meinem Ersatzfahrrad wurde ich nie richtig glücklich. Es war doch ewig nur ein ungeliebter Ersatz. Nachdem ich mir zu guter Letzt beim Fahren über Kopfsteinpflaster einen Rückenwirbel ausgerenkt hatte, hatte ich endlich einen Grund, um mich von meinem ungeliebten Fahrrad zu trennen und mir ein neues und noch dazu bequemeres Fahrrad zuzulegen.

Fündig wurde ich beim lokalen, alteingesessenen Fahrradhändler und ehe ich es mich versah wurde ich Eigentümerin eines knallpinken Hollandrades, einer “Gazelle”. Ein matt-schwarzes Modell wäre zwar ebenfalls verfügbar gewesen, aber Pink ist

  1. a) total toll und
  2. b) diebstahlsicher(er) als ein schwarzes Modell.

Und pink ist sowieso total toll, habe ich das erwähnt?

Und so radele ich mittlerweile die zweite Fahrradsaison mit meiner pinken Gazelle durch Darmstadt.

Als ich neulich nachmittags nichts mit mir anzufangen wußte, die Sonne aber genießen wollte, fiel mir spontan meine treue Gazelle ein. Nach einem kurzen Zwischenstopp in unserem Stammcafé fuhr ich zunächst vermeintlich ziellos durch die Gegend und fing mich bereits an zu fragen, wie lange ich das aushalten würde, ohne mich zu langweilen. Nach einiger Zeit jedoch bekam der eigentlich abgedroschene Spruch “Der Weg ist das Ziel” eine echte Bedeutung, denn ohne Ablenkung durch einen Mitradler wurden meine Gedanken klarer und fokussierter. Zwangsläufig stellte sich eine Art meditative Entspannung ein und ich genoß meine Umgebung und das Radeln in vollen Zügen.

Für entschleunigtes Radeln sind Hollandräder einfach prädestiniert; mit einem Hollandrad bleibt Zeit, die Umgebung wahrzunehmen und zu genießen. Trotzdem krieche ich nicht durch den Verkehr und bin mit meiner Drei-Gang-Schaltung häufig flotter unterwegs als mancher Mountainbiker mit 21 Gängen. Jeder überflüssige Schnickschnack lenkt auf Dauer doch einfach nur ab.

Mein pinkes Rad und ich ziehen häufig Blicke auf uns. Und oftmals schlägt uns ein nettes Lächeln entgegen. Wer lächelt da nicht gerne zurück?

 

Der Blog – die moderne Kolumne?

Während wir gemütlich in unserer kleinen grünen Oase saßen und über meinen Blog sinnierten, schweiften meine Gedanken wieder einmal zurück zum Quell vieler meiner Lebensweisheiten: Sex and the City. Zugegebenermaßen bin ich neulich zunächst erschrocken als ich realisierte, dass ich mittlerweile das Alter der Seriencharaktere zum Ende der Serie erreicht habe; an und für sich wäre das ja nicht schlimm, nur leider kamen mir die vier Frauen vor zehn Jahren aus Sicht meines 24jährigen Studentinnen-Ichs reifer, lebenserfahrener und (ich sag es nur dieses eine Mal) deutlich älter vor als ich. Aber ok, alles relativiert sich im Auge des Betrachters – ich bin natürlich vor allem reifer und lebenserfahrener geworden

Dies aber nur als Exkurs, denn aktuell beschäftigt mich nicht das Altern, sondern der Einfluss moderner Kommunikationsmittel auf Berufsbilder. Carrie Bradshaw wäre in einem weiteren, sich Gerüchten zufolge sogar tatsächlich anbahnenden Kinofilm (SATC III) vermutlich keine Kolumnistin mehr, sondern Bloggerin. Nur wie realistisch ist diese Einschätzung ?

Wurden Blogger noch vor wenigen Jahren selten ernst genommen und als zwanghafte Selbstdarsteller belächelt, werden Blogbeiträge heute regelmäßig von namhaften Onlinemedien oder Fernsehsendern zitiert, als Quelle der Inspiration oder zur Meinungsbildung genutzt. Blogs regen zum Denken an und könnten vielfältiger kaum sein. Diesen Zweck erfüllen selbstverständlich auch Kolumnen, aber Blogs können durch ihre Verbreitung im Netz eine größere Reichweite erzielen, sind je nach Pflegeintensität aktueller und chronologisch nachvollziehbar. Rundum perfekt also? Leider bergen Blogs auch Gefahren: Meinungen können fehlinterpretiert werden, Informationen sind schnelllebiger und manipulierbar. Bei Systemausfällen gehen Beiträge im schlimmsten Fall dauerhaft verloren. Das gedruckte Wort ist letztlich eine bessere Sicherungskopie als jeder Blogeintrag.

Letztendlich bin ich trotz negativer Aspekte froh, dass es diese Öffnung bzw. Weiterentwicklung der Medien gibt, den so habe auch ich die Möglichkeit mich mitzuteilen. Und das jetzt sogar mobil. Carrie Bradshaw wird das Bloggen lieben.
Stay tuned