Kein anderes Thema scheint Medien, Kollegen und Facebook-Freunde heute so zu beschäftigen wie die zahlreichen Übergriffe auf Frauen in Köln (und Hamburg) in der Sylvesternacht. Und mich beschäftigt es auch. Nicht, weil das Thema wirklich neu ist, sondern weil es nun in einem solchen Ausmaß über Deutschland hereingebrochen ist, das mir wirklich Angst macht. Es kam zu Übergriffen, die zielgerichtet, im Rudel und zunächst vollkommen unbeobachtet stattfinden konnten.
Schnell wurden auf der einen Seite Verdächtigungen gegen Asylsuchende laut, die von Rufen nach ungerechtfertigter Pauschalisierung auf der anderen Seite niedergewälzt werden sollten. Was bleibt sind Pöbeleien rechter Gruppierungen, die das wirkliche Problem, nämlich die Übergriffe in der Sylvesternacht, wieder zu einem rechten Politikum verkommen lassen, über das nicht offen gesprochen werden kann. Obwohl dringend darüber gesprochen werden muss.
Denn nun wurde ein Problem offensichtlich, das bei allen Integrationsbemühungen der letzten Jahrzehnte sowie der Flüchtlingspolitik in den vergangenen Monaten immer nur am Rande betrachtet oder, noch schlimmer, unter den Tisch gekehrt wurde: Mangelnder Respekt und Respektlosigkeit gegenüber Mädchen und Frauen. Beispiele hierfür gibt es Viele:
Sexuelle Übergriffen auf Frauen und Mädchen in Flüchtlingsunterkünften, die nicht verfolgt werden können, weil die Täter in der Masse untergehen und angeblich niemand etwas mitbekommen haben will; öffentliche Pöbeleien auf Festen, in S-Bahnen und wo auch immer, die als Lappalie abgetan werden und in die sich niemand Außenstehendes einmischt; muslimische Mädchen, die in Deutschland von ihrer Familie umgebracht werden, weil sie in deren Augen moralisch verwerflich gehandelt haben; Berichte aus Frauenhäusern, die männliche muslimische Kinder nur bis zu einem Alter von maximal 12 Jahren zusammen mit ihren Müttern aufnehmen, weil sich Betreuerinnen gegenüber Jungen in diesem Alter keinen Respekt mehr verschaffen können? Mir würden hier noch viele weitere Beispiele einfallen.
Respekt gegenüber Frauen ist ein kulturelles Thema, das in anderen Kulturen oft in krassem Widerspruch zu unserem westlichen Verständnis von Respekt steht. Nun prallen direkt in Deutschland Kulturen aufeinander, die nicht annähernd die gleichen Werte vertreten und offensichtlich nicht kompatibel sind. Ja, auch bei deutschen Männern lassen sich Respektlosigkeit und mangelnder Respekt gegenüber Frauen beobachten, aber nicht in diesem Ausmaß. An Sylvester gingen testosterongeschwängerte Männer in Rudeln auf Mädchen und Frauen los, die ein Selbstverständnis von Gleichheit und Gleichstellung schon mit ihrer Muttermilch aufgesaugt haben und sich bislang nahezu frei und ungezwungen in der Öffentlichkeit bewegen konnten. Konnten, denn am Wochenende wurde eine Grenze überschritten. Eine neue Stufe von Gewalt gegen Frauen wurde erreicht: Frauen wurden zu Freiwild.
Ein Problem wurde öffentlich, das bislang großteils erfolgreich unter den Teppich gekehrt wurde: Die Freiheit von Mädchen und Frauen wird regelmäßig mit Füßen getreten und durch Ignoranz, Blindheit und aufgezwungene Toleranz zunichte gemacht.
Politiker und Polizei stehen nun einem Problem gegenüber, das sich sicher nicht von Heute auf Morgen aus der Welt schaffen lässt und, wie es zu befürchten steht, noch schlimmer wird.
Vielleicht wäre es ein erster Schritt das Augenmerk in Flüchtlingsunterkünften nicht nur auf Verkehrserziehung und Maßnahmen zur korrekten Mülltrennung zu richten, sondern andere, wirklich wichtige Thema in den Fokus rücken: Respekt gegenüber Mädchen und Frauen. Und genauer hinschauen wer Menschenrechte mit Füßen tritt anstatt sich zu integrieren. Um dann auch Konsequenzen zu ziehen. Schließlich sind Frauen und Männer gleich.